Kaufman Assessment Battery for Children - II
(KABC-II) A. S. Kaufman & N. L. Kaufman;
Deutsche Bearbeitung von P. Melchers und M. Melchers |
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Die Kaufman Assessment Battery for Children ist einer der bekanntesten Intelligenztests für das Kindes- und Jugendalter. In seiner zweiten Version (KABC-II, A. S. Kaufman & N. L. Kaufman,
2004; deutsche Version bearbeitet von P. Melchers & Petermann, 2015) wurde der Test umfangreich modernisiert. Neben dem bereits bisher verwendeten neurologischen Modell von Luria
stützt sich der Test nun auch auf das in der Intelligenztestung aktuell vorherrschende Carrol-Horn-Cattell-Modell (CHC-Modell). Der Test bietet Normwerte für Probanden zwischen 3 Jahren 0 Monaten und
18 Jahren 11 Monaten.
Es lassen sich drei verschiedene Indikatoren für die allgemeine Intelligenz ermitteln:
- FKI: Der Fluid-Kristallin-Index (FKI) stellt ein Maß für die generelle kognitive Leistungsfähigkeit einer Person auf der Basis des CHC-Modells dar. Intelligenz wird
in diesem Modell als latente Fähigkeit verstanden, die allen kognitiven Leistungen als Gemeinsamkeit zugrunde liegt. Die Subskalen, die in den FKI eingehen, erfassen dabei
schlussfolgerndes Denken, Sprachverständnis, erworbenes Wissen, visuelles und auditives Arbeitsgedächtnis, visuelle Informationsverarbeitung und Lernen.
- IVI: Der intellektuelle Verarbeitungsindex (IVI) stellt ein Maß für umfassende mentale Verarbeitungsprozesse dar, wie sie von Luria postuliert wurden.
Sein Modell beinhaltet erstens Prozesse der Aufmerksamkeit, zweitens Prozesse der Codierung, Speicherung, Integration sowie des Abrufs von Information und drittens
Prozesse der Planung und Organisation von Verhalten. Erworbenes Wissens (z. B. Sachwissen) wird beim IVI bewusst aus den Intelligenzleistungen ausgeklammert. Der Index eignet sich
deshalb besonders für solche Probanden, bei denen Wissensleistungen keine guten Indikatoren für die allgemeine kognitive Leistungsfähigkeit darstellen.
Dies kann z. B. bei Probanden der Fall sein, die aus anderen Kulturkreisen stammen oder bei Probanden, die aufgrund von Krankheit oder anderen Umständen nicht in vollem Umfang
beschult werden konnten.
- SFI: Der Sprachfrei Index erfasst die kognitive Leistungsfähigkeit einer Person, wobei sprachliche Prozesse und Fähigkeiten hierbei soweit als möglich ausgeklammert werden.
Der Index eignet sich deshalb hauptsächlich für solche Probanden, deren sprachliche Fähigkeiten aufgrund besonderer Lebensumstände (z. B. Migrationshintergrund, Schwerhörigkeit) keine
guten Indikatoren für die allgemeine kognitive Leistungsfähigkeit darstellen.
Zusätzlich zu den drei Gesamtindizes lassen sich für Probanden ab 4 Jahren aus den Untertests je nach Altersstufe auch noch vier bzw. fünf enger gefasste Subskalen berechnen.
Diese entsprechen der Ebene 2 im CHC-Modell. Diese Subskalen erfassen die folgenden kognitiven Leistungen:
- Sequentiell/Gsm: Die Skala Kurzzeitgedächtnis (Sequentiell/Gsm) erfasst Leistungen des phonologischen Arbeitsgedächtnisses.
- Planung/Gf: Die Skala Planung/Gf erfasst die fluide Intelligenz, d. h. die Fähigkeit zur Planung und zum schlussfolgernden Denken.
- Lernen/Glr: Die Skala Langzeitgedächtnis und -erinnerung (Lernen/Glr) erfasst die Fähigkeit zur Speicherung von Informationen im Langzeitgedächtnis und zu deren Wiederabruf.
- Simultan/Gv: Die Skala Visuelle Verarbeitung (Gv) erfasst die grundlegende Fähigkeit zur Wahrnehmung visueller Muster und Reize und zum mentalen Umgang mit diesen Mustern und Reizen.
- Wissen/Gc: Die Skala Kristalline Fähigkeit (Wissen/Gc) erfasst das Ausmaß spezifischen Wissens, welches ein Mensch innerhalb einer Kultur erworben hat und die Fähigkeit,
dieses Wissen effektiv anzuwenden.
Die von unserer Firma erstellte Auswertungssoftware ökonomisiert die Auswertung der KABC-II und schützt Sie vor
Auswertungsfehlern und Fehlinterpretationen. Das Programm berechnet aus den Rohwerten des Kindes oder Jugendlichen automatisch Skalenwerte, Skalenindizes und den
Gesamt-IQ, erstellt Profilanalysen, liefert einen Report der Ergebnisse und ermöglicht die Visualisierung der Profile in Form von
Wertpunkten, T- und IQ-Werten sowie Prozenträngen.
Das KABC-II-Auswertungsprogramm (Bestellnummer 3786.13)
sowie das Testverfahren selbst (KABC-II, Bestellnummer 3786.00) werden von der Pearson Deutschland GmbH vertrieben.
Beide Produkte können direkt dort bestellt werden.
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Programmeigenschaften
Das Auswertungsprogramm verfügt über die folgenden Eigenschaften und Funktionen:
- Dateneingabe: Das Programm verfügt über eine übersichtliche Probandenverwaltung und komfortable Eingabe von Testergebnissen. Bereits bei der Eingabe werden
Werte auf Plausibilität geprüft und Hintergrundinformationen zu den Untertests angezeigt. Auch lässt sich die Verhaltensbeobachtung protokollieren.
- Datenhaltung: Die Daten werden in einem robusten Datenbanksystem auf SQL-Basis gesichert. Das Programm enthält Funktionen zum Sichern und Einspielen der
Datenbank sowie zum Export einzelner Fälle.
- Auswertung: Die Anzahl der Auswertungen ist ungebrenzt. Das Programm ist auch zeitlich uneingeschränkt anwendbar. Es ermittelt das Testalter, rechnet
Testergebnisse in Index- und Skalenwerte um, erstellt Profilanalysen, stellt Profilverläufe bei Mehrfachtestungen dar und rechnet die Ergebnisse
automatisch in weitere Normwertskalen um.
- Ergebnisdarstellung: Das Programm erstellt einen Kurzreport mit einer quantitativen Interpretation der Testergebnisse. Der Report kann als PDF-Dokument
exportiert werden. Die zentralen Ergebnisse können zudem zur Weiterverwendung (z.B. in der Gutachtenerstellung) in die Zwischenablage kopiert werden.
- Weitere Funktionen: Das Programm verfügt über eine ausführliche Online-Hilfe, über einen Normwertrechner, mit Hilfe dessen sich Normwertskalen einfach
ineinander umrechnen lassen, sowie eine integrierte Update-Funktion. Daten verschiedener Testpersonen können außerdem zusammengefasst und zur Weiterverwendung in Statistiksoftware oder
Datenkalkulationsprogrammen exportiert
werden.
Systemvoraussetzungen
Zum Betrieb der Auswertungssoftware wird folgende Systemkonfiguration empfohlen:
- Betriebssystem: Windows 7, Windows 8 (Desktop), Windows 10 (Desktop), Windows Vista SP2, Windows Server 2008 R2 SP1 (64-Bit), Windows Server 2012 (64 Bit), Mac OS X 10.8 oder neuer
- Bildschirmauflösung: 1024*768 oder größer
- Prozessor: Pentium IV oder neuerer Prozessor
- Arbeitsspeicher: 512 MB oder mehr
- Grafikkarte mit 64 MB RAM oder mehr
- Installierte Java-Laufzeitumgebung (Version 7.0 oder höher)
- Ein Programm zum Anzeigen von PDF-Dokumenten
Updates
Häufige Fragen (FAQ)
- "Ein Kind schneidet beim Gesamt-IQ schlechter ab als in jeder
einzelnen Skala." oder "Ein Kind hat in jeder Skala sehr hohe
Ergebnisse erzielt. Der Gesamt-IQ ist höher als der Durchschnitt
der Skalenwerte oder sogar höher als jeder einzelne Skalenwert.
Ist das wirklich korrekt?"
Ja, dieses Ergebnis ist absolut korrekt und nicht nur in der KABC-II,
sondern auch in jedem normierten Testverfahren zu finden, bei dem ein
Gesamtergebnis aus einzelnen nur mäßig miteinander korrelierenden Subskalen gebildet wird. Der Grund
hierfür liegt in der Statistik: Gemischte Profile treten
häufig auf, sodass sich große Unterschiede zwischen den
Skalen herausmitteln. Durchgehend niedrige oder durchgehend hohe
Ergebnisse sind dagegen extrem selten, sodass sich hier die
"Extremität" der Ergebnisse in den einzelnen Skalen gegenseitig
verstärkt und das Gesamtergebnis noch unwahrscheinlicher wird als
die Teilergebnisse. Als Hintergrund ein kleiner mathematischer Exkurs:
Machen wir ein kleines Experiment. Stellen Sie sich
vor, Sie haben einen Test mit zwei Skalen, die voneinander völlig
unabhängig sind. In jeder Skala können ein bis sechs Punkte
erzielt werden. Wir simulieren das Ergebnis mit zwei Würfeln:
- Jede Zahl auf dem Würfel hat die gleiche Wahrscheinlichkeit.
- Es können ein bis sechs Punkte erzielt werden. Ein Ergebnis von nur einem Punkt entspricht einem Prozentrang von 16,66% (1 / 6 * 100)
- Das Ergebnis des einen Würfels beeinflusst das
Ergebnis des anderen Würfels nicht, die Ergebnisse sind also
unabhängig.
Wirft man die beiden Würfel sehr häufig und notiert jeweils
die Einzelergebnisse und die Summe, dann sind 6 * 6 verschiedene
Punktsummen möglich. Die Wahrscheinlichkeit, zwei Einser zu
Würfel beträgt 1 / (6*6). Das entspricht einem Prozentrang
von 2,78. Die Wahrscheinlichkeit, mit zwei Würfeln simultan eine
Eins zu würfeln ist also wesentlich niedriger, als die
Wahrscheinlichkeit mit einem einzelnen Würfel eine Eins zu werfen.
- "Die Ergebnisse der KABC-II liegen höher/niedriger als diejenigen, die mit
der K-ABC gemessen wurden. Welches
Ergebnis stimmt?"
Die KABC-II unterscheidet sich im Aufbau und den Normen zur K-ABC.
Schlechtere oder bessere Punktzahlen in der KABC-II können deshalb verschiedene
Ursachen haben.
Zum einen wird aus den Tabellen 8.13 und 8.14 des Testmanuals
ersichtlich, dass in den einzelnen Skalen der KABC-II nicht genau die gleichen
Mittelwerte erzielt werden wie in den entsprechenden Skalen der K-ABC. Die Schwankungen
bewegen sich jedoch innerhalb der Messgenauigkeit der beiden Verfahren.
Es gibt allerdings noch einen zweiten Einflusseffekt. Aufgrund der
größeren Breite der KABC-II (z.B. verstärkte
Berücksichtigung des Konzepts der fluiden Intelligenz) korreliert z. B. der Intellektuelle Verarbeitungsindex der KABC-II
nur zu r = 0.68 mit der Skala intellektueller Fähigkeiten der K-ABC. Nur bei einer Korrelation von 1.0 würde man bei
beiden Tests im Schnitt gleich hohe Werte erwarten. Bei der gegebenen
Korrelation kann hingegen aufgrund des statistischen Effekts der
Regression zur Mitte bei einem Kind, bei dem in der K-ABC ein IQ von
70 gemessen wurde, in der KABC-II etwa ein IQ von 80 erwartet werden
(Lerneffekte sind bei dieser Abschätzung noch nicht
berücksichtigt!). Beachten Sie bitte, dass die unterschiedlichen
Ergebnisse nur zum geringen Teil auf Messfehler, sondern
hauptsächlich auf die veränderten Konzepte der KABC-II
zurückzuführen sind. Sollten Sie also hauptsächlich an
einer Beurteilung des Intelligenzverlaufs interessiert sein, dann
empfehlen wir, bei der Wiederholungsmessung den gleichen Tests zu
verwenden, der auch bei der ersten Messung verwendet wurde.
Aufgrund der höheren Aktualität der Testkonstruktion und der
Normen wird ansonsten jedoch dringend die Verwendung der KABC-II empfohlen.
- "Wie viele Auswertungen kann ich mit dem Auswertungsprogramm machen?" oder "Ist die Anzahl der Auswertungen beschränkt?"
Die Anzahl der Auswertungen ist nicht beschränkt. Sie können
beliebig viele Auswertungen durchführen. Wenn Sie sehr viele Daten
eingeben, ist es aber auf jeden Fall empfehlenswert, von Zeit zu Zeit
die Daten zu sichern.
- "Ich habe neben den Kerntests auch Ergänzungstests
gemacht. Das Programm rechnet automatisch mit den Kerntests, ich
möchte aber gerne stattdessen einzelne Kerntests durch Ergänzungstests ersetzen."
Das Manual der KABC-II sieht die Ersetzung von Kerntests nur
für den Fall vor, dass Kerntestergebnisse nicht vorliegen. Um
dennoch eine Ersetzung zu erzwingen, lassen Sie bitte die Angaben der zu
ersetztenden Kerntests leer oder legen Sie einen zweiten
Ergebnisdatensatz an, in dem diese Werte fehlen. Aufgrund der Angaben des Handbuchs darf insgesamt jedoch nur
eine Ersetzung vorgenommen werden.